Auf welche Ökostrom-Zertifikate ist Verlass?

Ökostrom bekommen Sie inzwischen bei fast allen Anbietern. Zertifikate sollen dabei für Transparenz sorgen. Doch wofür stehen diese Auszeichnungen und auf welche ist wirklich Verlass?
Erfahren Sie hier:

  • worauf Sie bei Herkunftsnachweisen achten sollten
  • welche Gütesiegel führend sind
  • welche Kriterien sie erfüllen

Atom- oder Kohlestrom passt nicht zu einem nachhaltigen und bewussten Lebensstil. Allerdings ist gerade das Geschäft mit grüner Energie sehr undurchsichtig. Das liegt vor allem daran, dass es keine Definition und festgelegte Kriterien für Ökostrom gibt – die Folge sind viele verschiedene Ökostrom-Zertifikate und Gütesiegel, die am Markt kursieren. Sie alle versprechen dem Kunden saubere Energie. Die Kriterien für diese Auszeichnungen sind aber sehr unterschiedlich. Erfahren Sie hier, was sich hinter den Siegeln und Ökostrom-Zertifikaten versteckt.

Unterschied zwischen Herkunftsnachweisen und Qualitätssiegeln

Zunächst einmal müssen Sie zwischen reinen Herkunftsnachweisen und Qualitätssiegeln unterscheiden. Herkunftsnachweise beschäftigen sich vor allem mit der Quelle der Stromerzeugung: Wo wurde der Strom produziert? Bekannte Herkunftsnachweise sind RESC-Zertifikate (Renewable Energy Certificate System), die inzwischen vom Nachfolger, den EECS-Zertifikaten (European Energy Certificate-System), abgelöst wurden. Pro Herkunftsnachweis wird eine Megawattstunde Strom aus erneuerbaren Energien hergestellt. Sie stellen darüber hinaus keine Anforderungen. Für die bekanntesten Qualitätssiegel sind die Regeln hingegen strenger. Sie sollen vor allem den Nutzen für die Umwelt belegen.

Herkunftsnachweise sind käuflich

Umweltverbände üben schon seit Langem Kritik am System der Herkunftsnachweise. Denn diese sind handelbar. Ein Atomkraftwerk-Betreiber kann Herkunftsnachweise von einem grünen Energieproduzenten kaufen und anschließend Atomenergie als „Ökostrom“ mit RESC- bzw. EECS-Zertifizierung vermarkten. Der Anbieter kauft also nur das Zertifikat, nicht aber den grünen Strom ein – der Anteil an sauberer Energie im Gesamtstrommix ändert sich nicht. Der Nutzen für die Umwelt ist daher sehr fragwürdig. Es handelt sich bei den RESC- und EECS-Zertifikaten somit eigentlich nicht um Ökostrom-Zertifikate, sondern um ein System zur Stromkennzeichnung und Umverteilung.

Nur Qualitätssiegel belegen den Nutzen für die Umwelt

Anders sieht es aus mit Ökostrom-Gütesiegeln. Diese beschäftigen sich mit der Qualität des Stromes, also dem Nutzen für die Umwelt. Doch welche Gütesiegel gibt es?

Die bekanntesten und führenden Ökostrom-Siegel sind

  • das Grüner Strom-Label,
  • das ok-power-Label,
  • die Labels vom TÜV Süd und Nord.

Auch zwischen diesen Ökostrom-Zertifikaten gibt es große Unterschiede – einige Ökostrom-Labels sind strenger als andere. Das Grüner Strom- und ok-Power-Label gibt es zum Beispiel in verschiedenen Stufen und Modellen. Als besonders streng gilt das „Grüner Strom Label Gold“. Aber wonach richten sich nun die Gütesiegel?

Wichtige Vergabekriterien für die Gütesiegel:

  • Strom-Zusammensetzung: Zu wieviel Prozent besteht der Strom aus erneuerbaren Energien?
  • Zertifikatehandel: Ist der Anbieter am Zertifikatehandel beteiligt, ohne den Strom tatsächlich geliefert zu bekommen?
  • Neuanlagenförderung: Wird der Bau neuer Anlagen über einen Anteil der Einnahmen gefördert?
  • Umweltverträglichkeit: Wie alt und umweltverträglich sind die Anlagen, die den Strom erzeugen?
  • Konzernunabhängigkeit: Ist der Lieferant unabhängig von der fossilen Energiewirtschaft oder beispielsweise Tochterunternehmen eines Atomkonzerns?
  • Transparenz: Wie transparent ist der Anbieter? Veröffentlicht er beispielsweise die Erzeugungsanlagen im Internet?

Kommt Ökostrom aus meiner Steckdose?

Egal ob Wind, Wasser, Atom oder Erdgas: Alle Stromerzeuger speisen ihren Strom in das gleiche Versorgungsnetz ein. Ökostrom verläuft also nicht durch separate Leitungen. Deshalb ist es meist auch nicht möglich, den Strom, der bei Ihnen aus der Steckdose kommt, einem bestimmten Erzeuger zuzuordnen – Sie erhalten einen Strommix aus Öko, Atom, Kohle und Erdgas. Aber! Diese Tatsache sollte Sie nicht davon abhalten, einen Öko-Tarif abzuschließen. Denn mit jedem neuen Ökostromkunden steigt der Anteil an sauberer Energie im öffentlichen Stromnetz. Ihr Strombedarf wird ja trotzdem aus erneuerbaren Energien gewonnen – nur die direkte Zustellung kann nicht sichergestellt werden. Außerdem unterstützen Sie mit einem Tarif bei einem reinen Ökostromanbieter Unternehmen, die die Energiewende in Deutschland aktiv vorantreiben und nicht etwa Atom- oder Gaskonzerne.

Welcher Anbieter ist der richtige?

Sie können Ökostrom mit einem oder auch mehreren der genannten Labels sowohl bei konventionellen als auch bei reinen Ökostromanbietern wie Naturstrom oder LichtBlick abschließen. Bedenken Sie bei Ihrer Wahl: Um die Umwelt nachhaltig zu schonen, muss die Abhängigkeit von konventioneller Energie reduziert werden. Mit einem Tarif bei einem konventionellen Anbieter unterstützen Sie jedoch immer auch die fossile Energieerzeugung. Wer dies nicht möchte, sollte einen Tarif bei einem reinen Ökostromanbieter wählen.

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